Contradicciones

Kolumbien

Der Monat J?nner 2019 wird mir wohl immer ganz speziell in Erinnerung bleiben. Hat sich das neue Jahr zuerst ausschlie?lich von seiner positiven Seite gezeigt – mit einigen Reisen, tollen neuen Leuten, einer fr?hlichen Rückkehr in die Schule – hat sich das gegen Ende des Monats leider ge?ndert und der erste Monat des Jahres hat für mich mit vielen Tr?nen und tiefer Trauer geendet. Und wenn ich heimkomme wird nichts mehr so sein, wie es war. Und trotzdem, oder gerade deshalb, will ich hier erz?hlen. Ganz speziell für dich, Surf-Opa.

In den Weihnachtsferien, nachdem wir die Schule fertig gestrichen hatten und nur noch der Fliesenleger seine Arbeit beenden musste, machte ich mich mit meinen Neujahrvors?tzen im Gep?ck auf, endlich auch andere Teile von Kolumbien zu erkunden und reiste zu allererst nach Cartagena, wo bereits eine Freundin auf mich wartete.

Und Cartagena hat mich im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Kuss und offenen Armen empfangen.

Cartagena hat ein wundersch?nes Zentrum mit unz?hligen bunten Türen und vielen, vielen richtig coolen Restaurants und Bars. Wir sind ausgegangen, haben endlich mal wieder richtig gute Pasta gegessen und ich habe Armkettchen in der Fu?g?ngerzone verkauft – Dating im Kolumbien-Stil!

Viele Eindrücke und eine sch?ne Stadt und dennoch war ich froh, dass ich für mein Volunteering in Santa Marta und nicht in Cartagena gelandet bin – denn so sch?n die Stadt auch ist, ich hatte den Eindruck, sie ist haupts?chlich für die vielen Touristen „gemacht“ und einfach nicht so ehrlich und authentisch wie Santa Marta.

Von Cartagena ging’s dann nach einem kurzen Stop-over „Zuhause“ weiter nach Medellín, die Stadt des ewigen Frühlings. Und Medellín hat mich begeistert! Alles ist dort so anders, pl?tzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, 50 Jahre hinter dem technischen Fortschritt zu sein – alles war modern und viel organisierter, eine richtige Gro?stadt eben. Für mich ein ganz neues Bild von Kolumbien! Ich genoss es, zur Abwechslung mal Jeans und Pulli anzuziehen und seit Oktober zum ersten Mal wieder warm zu duschen. Ich hatte eine wirklich gute Zeit dort, nicht zuletzt dank eines bestimmten Menschen.

Wieder zurück in Santa Marta ging die Schule wieder los – mit neuem Boden, neuer Küche, neuen Volunteers und ein paar neuen Kindern. Es war ein fr?hliches Wiedersehen und gleich in der ersten Woche machten wir einen superlustigen Ausflug in den Parque del Agua (Wasserpark) – nasser Spass für Gro? und Klein!

Und weiter geht’s in die Wüste.

Mitte J?nner machten wie uns dann auf Richtung La Guajira, der wüsten?hnliche, nord?stlichste und einer der ?rmsten Teile Kolumbiens. Das war vielleicht ein Abenteuer! Wir übernachteten in H?ngematten, badeten an einem von Dünen umgebenen Strand am n?rdlichsten Punkt Südamerikas und fuhren stundenlang mit einem Jeep durch nichts als Steppe und Wüste.

Und mitten in diesem Nirgendwo wurden wir immer wieder von Kindern durch gespannte Seile aufgehalten, die sich erhofften, dass wir ihnen etwas zu essen oder Sü?igkeiten schenkten. Es war herzzerei?end und gleichzeitig unglaublich faszinierend, dass dort irgendwo im Nirgendwo trotzdem Menschen leben. Und pl?tzlich relativierte sich die Armut und Hoffnungslosigkeit, die ich gegenüber meinen Kindern in der Schule in Santa Marta – ganz besonders anfangs – verspürt habe. Das sind l?ngst nicht die ?rmsten und wenn ich glaubte, es ist fast unm?glich, noch weniger Chancen in dieser Welt zu haben, wurde ich in La Guajira eines besseren belehrt.

„It’s good to know what’s wrong with the world,“ Karla said, after a while. „But it’s as important to know that sometimes, no matter how wrong it is, you can’t change it.“

Shantaram – Gregory David Roberts

[Es ist gut zu wissen, was in dieser Welt falsch l?uft,“ sagte Karla nach einiger Zeit. „Aber es ist genauso wichtig zu wissen, dass du es manchmal, egal wie falsch es ist, nicht ?ndern kannst.“ Shantaram – Gregory David Roberts]

Wieder zurück in Santa Marta begann ich mit meinem neuen Job: seit Ende J?nner gebe ich 3x pro Woche Yogastunden bei Eva Still Yoga. Das macht mir gro?en Spa? und ich fühle mich in meiner Rolle als Yogalehrerin mit jedem Mal wohler.

Kleinere Wochenendausflüge haben mich nach Coste?o, Palomino, den Tayrona Nationalpark und zu verschiedenen Buchten rund um Santa Marta geführt. Wandern, sch?ne Str?nde, Lagerfeuer und Urlaubsstimmung. Und diese Urlaubsstimmung probiere ich so gut es geht aufzusaugen und zu speichern, denn bald bricht meine letzte Woche an und es geht für mich nach Hause.

Time to say adiós.

Diese Woche bleibt die Schule geschlossen, da wir noch so viel Geld von den vielen Weihnachtsspenden übrig hatten, dass nun auch die restlichen R?ume noch gefliest werden k?nnen. So habe ich mich bereits am Freitag von meinen Kids verabschiedet – mit vielen Umarmungen, Bussis, selbst gebastelten Arm?ndern, Abschiedsbriefen und auch ein paar Tr?nen.

Everything has changed and there’s no way back.

Tja..das waren also meine letzten 5 Wochen. Viele sch?ne Tage, aber eben auch viele traurige. Und wenn ich bald nach Hause komme wei? ich, dass nichts mehr so sein wird, wie es war als ich mich im Oktober verabschiedete. Und obwohl ich mich mittlerweile freue, all die lieben Menschen daheim wieder zu sehen, auf Umarmungen, Gespr?che, eine Butterbreze, mein Bett und duschen ohne Flipflops…ich habe auch Angst. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, was auf mich zukommt und wie es weitergeht. Aber mir ist natürlich auch klar, dass ich nicht für immer davonlaufen kann. Es ist Zeit, der Realit?t ins Auge zu blicken. Und irgendwie werde ich damit zurecht kommen und meinen Weg finden. In der Realit?t. Mit all den sch?nen und auch den traurigen Seiten – und das Beste daraus machen.

„Auch du hast nur ein Leben.“ – Zitat meiner Schwester Tina

So, das war mein (vorerst) letzter Beitrag aus Kolumbien. Die vielen, vielen anderen Geschichten und Erlebnisse erz?hle ich euch dann pers?nlich! ?

Comuna 13, Medellín

..und mein Rucksack wird mir getragen ?

Parque del Agua

Parque del Agua

Parque Tayrona

Buenos días en Coste?o

Coste?o

Palomino

B2B (Back To Buckets ?) in Santa Marta

Ein bissl daheim ?

Vorher-Nachher Schule:

Die flei?igen Helferlein

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5 Gedanken zu “Contradicciones

  1. Liebe Steffi, es war ein wahrer Leseschmaus deine Beitr?ge zu lesen. Würde mich über weitere sehr freuen!! Sei una brava scrittrice – un caloroso abbraccio ?

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