Reality: postponed

Vor der Reise

So, jetzt bin ich seit fast zwei Monaten wieder daheim. Und meine Rückkehr war nicht so schlimm, wie ich befürchtete. Im Gegenteil, es ist (fast) alles so, wie es immer schon war. Und das ist irgendwie komisch, weil mir ja quasi 4 Monate daheim „fehlen“. Aber andererseits ist es auch wundersch?n. Daheim ist eben daheim.

Und trotzdem. Irgendwie kann ich es nicht lassen. Irgendwie haben sich die Bienen in meinem Hintern noch nicht beruhigt. Irgendwie kitzelt es jetzt schon wieder und seit ich Ende Februar gelandet bin geistert der Gedanke in meinem Kopf, vielleicht wieder wegzufahren.

Natürlich habe ich das abgew?gt. Auf der einen Seite steht die Vernunft, die sagt, ich sollte sch?n langsam wieder zu einem „normalen“ Leben zurückkehren. Mir einen Job suchen. Mich um „normale“ Dinge des Lebens kümmern. Aber da f?ngt das Problem schon an: welchen Job will ich denn? Will ich wieder zurück in einen Job in dem ich wei?, was mich erwartet? Oder will ich was ganz anderes? Will ich überhaupt in meiner Heimatstadt bleiben oder will ich einen Ortswechsel?

Und dann wird die Stimme auf der anderen Seite immer lauter „…und wenn (noch) nicht?“.

Wenn ich diese Freiheit, die ich jetzt habe, einfach noch ein bisschen ausnutze? Wenn ich jetzt sowieso nicht wei?, was ich beruflich machen will? Kann ich diese Unabh?ngigkeit und Ungebundenheit nicht noch ein bisschen verl?ngern? Was spricht dagegen? Eigentlich nichts. Au?er eben die Vernunft.

Dabei muss ich gestehen: diese Freiheit und Ungebundenheit zu haben klingt immer so wahnsinnig toll (vor allem für Personen, die das gerade überhaupt nicht haben) und ist auf bestimmte Zeit auch ziemlich cool, doch irgendwann ist Schluss. Irgendwann wird diese Ziellosigkeit anstrengend und auch deprimierend und bereits einige Wochen nach meiner Rückkehr sehnte ich mich nach einer Perspektive. Nach einem Ziel. Nach irgendetwas, das ich WIRKLICH machen will. Wofür es sich für mich pers?nlich lohnt, mich dafür anzustrengen. Doch woher nehmen, wenn nicht mal die Vorstellung von einem Traum vorhanden ist?

Nochmal wegfahren, alle Entscheidungen einfach ein bisschen nach hinten verschieben, war immer eine Option. Doch ganz überzeugt war ich auch nicht. Ist das nur eine Flucht? Und wenn ich ein weiteres Mal wieder zurückkomme stehe ich dann wieder vor genau den gleichen Fragen? Nur eben ein paar Wochen oder Monate sp?ter?

Und dann kommt natürlich wie immer alles auf einmal.

Dinge passieren und von einem Tag auf den anderen ist alles so viel klarer. Ich wei? jetzt, welchen Job ich will. Ich werde umziehen. Und ein Angebot für ein weiteres Volunteering steht im Raum.

Und sobald die M?glichkeit besteht, dass das normale Berufsleben wieder beginnen und diese absolute Freiheit recht schnell wieder vorbei sein k?nnte ist es auf einmal wieder viel reizvoller, vorher nochmal zu verreisen. (Jaja, der Mensch will immer das, was er nicht haben kann..)

 Aber ich bin ein Glückskind.

Denn irgendwie fügt sich dann doch immer alles wie von Zauberhand. So steht zwar noch in den Sternen, ob das mit einem Job so klappt wie ich es mir wünsche, aber zumindest wei? ich jetzt, wo ich hinwill – beruflich und wohnorttechnisch. Aber bevor das losgeht ist noch etwas Zeit. Und bevor ich wieder vollkommen in der Realit?t ankomme, mich um Job und Wohnung kümmere, habe ich beschlossen, die Chance zu nutzen. Das Volunteering-Angebot anzunehmen und nochmal abzuhauen. Und jetzt geht alles ganz schnell, denn in einer Woche geht’s schon los.

Und so mache ich mich ein halbes Jahr sp?ter ein weiteres Mal ans Packen.

Zuerst fliege ich zurück in „mein“ Santa Marta und dann nach Mexiko – diesmal in einen anderen Teil und nicht (nur) zum Reisen. In Tapachula – ganz im Süden an der Grenze zu Guatemala – werde ich in der Organisation Misión Mexico helfen, einem Heim für vernachl?ssigte und verwaiste Kinder. Eine ganz neue Herausforderung.

Und das Ganze vorerst mit Open-End – je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln.

In the end, we only regret the chances we didn’t take. – Lewis Caroll

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2 Gedanken zu “Reality: postponed

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